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in seine Haut, und halbblind taumelte er vorwärts. Eine Bö fegte ihn
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von den Füßen und schleuderte ihn in den Sand. Sofort stemmte er
sich wieder hoch und taumelte weiter. Ein Stück vor sich sah er eine
Bewegung. Er schrie, doch der Sturm riß ihm die Worte sofort von
den Lippen.
Offenbar hatte Shyleen völlig die Orientierung verloren, denn sie
rannte genau in die falsche Richtung, immer weiter fort von der Höh-
le. Torian folgte ihr, so schnell es der Sturm und der Sand zuließen,
der bei jedem Schritt unter seinen Füßen nachgab, so daß er tief ein-
sank. Und als der Sturm für kurze Zeit wieder mit aller Wut auf ihn
einschlug und ihn immer wieder zu Boden schleuderte, kroch er wei-
ter hinter ihr her, wieder und wieder ebenso lauthals wie vergebens
ihren Namen schreiend.
Er wußte nicht, wie lange er sich hinter Shyleen durch die Hölle
aus Sand und Hitze und Schmerz quälte. Ein paarmal hätte er sie fast
erreicht, doch sie bemerkte ihn nicht und stürmte wie eine Besessene
weiter, obwohl der Sturm inzwischen merklich nachgelassen hatte.
Irgendwann stürzte sie und blieb liegen, und Torian kroch die letzten
Meter bis zu ihr. Sie lag reglos vor ihm. Behutsam, als wäre sie aus
Glas, drehte er sie herum -
und im gleichen Moment löste sie sieh vor seinen Augen in Nichts
auf!
Der Sturm hatte sich gelegt, aber dafür war die Hitze wieder ins
Unerträgliche gestiegen und ließ jeden einzelnen Schritt zu einer
Qual werden. Torian versank bis über die Knöchel im Sand; Staub
wirbelte in dichten Schwaden rings um ihn in der Luft, und das er-
barmungslos grelle Licht gaukelte seinen Augen Dinge vor, die nicht
vorhanden waren. Er hatte Durst; gräßlichen Durst. Der Sand, durch
den er stolperte, schien sich an seine Beine zu klammern und ihn
festhalten zu wollen, und der Wind zerrte an seinem Haar und seinen
Kleidern; ein heißer, böiger Wind, der seinem ohnehin ausgelaugten
Körper auch noch das letzte bißchen Flüssigkeit zu entziehen trachte-
te. Überall war Sand, in seiner Kleidung, seinem Mund, der Nase,
und sogar unter seinen Augenlidern scheuerten einige der winzigen,
staubfeinen Körner. Irgendwo vor ihm erschien ein Berg inmitten der
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Wüste, als tauche er aus glasklarem sprudelnden Wasser auf. Die
Luft, die längst schon wieder vor Hitze flimmerte, ließ den giganti-
schen Pfeiler aus schwarzgrauem Granit flimmern und hüpfen, ein
Schemen, wenig realer als eine Fata Morgana, und in der klaren, hei-
ßen Luft über der Wüste in einer Entfernung, die nicht zu schätzen
war: Es konnten genausogut zwei wie zweitausend Meilen sein. Es
machte keinen Unterschied mehr - Torian hatte nicht die Kraft, we-
der das eine noch das andere zu schaffen.
Er wußte längst nicht mehr, wie lange er schon unterwegs war.
Während der vergangenen Stunden hatten sich seine Muskeln zuerst
in Pudding und dann in schmerzende, verkrampfte Bündel verwan-
delt, und jeder Schritt kostete ihn mehr Anstrengung als der vorange-
gangene. Die Sonne berührte als rot lodernder Flammenball den Ho-
rizont. Sie schien wie ein höhnisches Auge auf ihn herabzustarren
und sich über seine sinnlosen Versuche zu amüsieren. Es mußte A-
bend sein, aber seinem Gefühl zufolge taumelte er bereits seit einem
Jahrhundert durch die Wüste; mindestens. Als sich Shyleen vor sei-
nen Augen aufgelöst und er die Illusion endlich durchschaut hatte,
war es zu spät gewesen. Er war so oft im Kreis gelaufen, daß er sich
unmöglich an die Richtung erinnern konnte, aus der er gekommen
war, und der Sturm hatte alle Spuren wie mit einem riesigen Besen
ausgelöscht. Alles, woran Torian sich hätte orientieren können, war
der Berg gewesen, an dessen Fuß das Lager gelegen hatte, aber auch
der war irgendwo in der endlosen Weite der Staubwüste verschwun-
den, und jetzt stolperte er durch eine gigantische Einöde aus glattge-
schliffenen Felsen und Sand und Hitze und noch einmal Sand und
noch mehr Hitze. Sein Herz schlug sonderbar schwer und langsam,
und der Durst, der auf den ersten Meilen nur störend gewesen war,
hatte die Grenze echten körperlichen Schmerzes längst erreicht und
überstiegen.
Mit einemmal begann die Wüste neben ihm zu brodeln; der Sand
kräuselte sich, warf Blasen und sprudelte wie kochendes Wasser, und
plötzlich griffen schwarze peitschende Tentakel aus dem Gelbbraun
des Bodens hervor, wickelten sich um seine Arme und Beine und
zerrten mit grausamer Kraft an ihnen. Er schrie auf und warf sich
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zurück, aber der Griff der Tentakel war erbarmungslos und viel zu
stark für ihn.
Keuchend fiel Torian auf die Knie. Er versuchte, den Sturz abzu-
fangen, aber seine Hände versanken bis zu den Ellbogen im lockeren,
staubfeinen Sand. Die Tentakel waren verschwunden, und er begriff,
daß er sich wiederum nur etwas eingebildet hatte. Wäre er nicht zu
schwach gewesen, hätte er in einem Anflug von Galgenhumor schal-
lend gelacht, als ihm bewußt wurde, welch jämmerliches Ende er
nehmen würde, und alles nur, weil er für einen kurzen Moment auf
sein Gefühl gehört hatte, statt auf das, was ihm sein logisches Den-
ken sagte. Es war zum Wahnsinnigwerden. Er hatte gegen die
Schwarzen Magier und sogar die jahrmillionenalten Geschöpfe
Ch tuons gekämpft - und sie besiegt! -, Geschöpfe, deren Macht der
von Göttern gleichkam. Und jetzt würde er hier erbärmlich verdurs-
ten, besiegt von einer Wüste, über deren Gefährlichkeit er nur zu gut
Bescheid gewußt hatte. Er stieß ein trockenes Schluchzen aus.
Irgend etwas bewegte sich vor ihm; vielleicht eine Windbö, die mit
Sand und Staub spielte, um ihn zu narren, vielleicht auch nur ein
weiterer grausamer Scherz seines Unterbewußtseins, das ihm - wa-
rum auch immer - ganz offensichtlich den Krieg erklärt hatte. Aber
dann wiederholte sich die Bewegung, sehr viel deutlicher als beim
erstenmal, und diesmal war er sicher, daß es mehr als eine Illusion
oder das Spiel von Wind und Sand war.
Mühsam erhob sich Torian - was sich als gar nicht so einfach er-
wies, denn der lockere Sand gab immer wieder unter seinen Füßen
nach -, sah sich instinktiv nach allen Seiten um und näherte sich der
Stelle, an der er die Bewegung ausgemacht zu haben glaubte. Erst
jetzt fiel ihm auf, daß er wieder an der Flanke eines der sonderbaren
Geröllberge stand, die typisch für diesen Teil der Staubwüste waren.
Offenbar hatte er ganz instinktiv diese Richtung eingeschlagen, um
überhaupt irgendein Ziel zu haben und nicht blind von einer Sanddü-
ne zur anderen zu stolpern.
Dicht vor ihm neigte sich der Boden in sanftem Winkel, und erst
jetzt wurde Torian gewahr, daß er eine regelrechte Senke bildete,
einen flachen, absolut gleichförmigen Trichter, an dessen tiefster
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Stelle der Sand vollkommen eben war. Irgend etwas an diesem An-
blick alarmierte ihn, aber er wußte nicht, was, und wahrscheinlich
wäre er in seinem gegenwärtigen Zustand ohnehin nicht mehr in der
Lage gewesen, auf irgendeine Warnung seines Verstandes zu achten.
Einen Moment lang blieb er noch stehen und schaute sich um. Die
Bewegung wiederholte sich nicht. Er trat bis ganz an den Krater her-
an, setzte behutsam einen Fuß auf die Trichterwand und prüfte die
Festigkeit des Sandes. Sie war nicht gerade groß, würde ihn aber
tragen, wenn er sich vorsichtig genug bewegte. Trotzdem schlitterte
er mehr in den Trichter hinab als er ging.
Der Boden unter seinen Füßen vibrierte ganz sacht nur, aber doch
gerade noch spürbar. Torian blieb abrupt stehen, rutschte auf dem
feinen Sand aber noch ein gutes Stück weiter und fand erst Halt, als
er beide Beine und die Spitze seines Schwertes in den Boden stemm-
te.
Für einen Moment.
Das Zittern wiederholte sich. Plötzlich drang ein tiefes, machtvol-
les Grollen und Knirschen direkt aus dem Boden hervor, und dann [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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