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sehen. Sie wagte nicht, die Hand zu heben, um leise zu klopfen. Sie wußte, daß er hinter den
Vorhängen stand. Angst, Nervosität und die Reaktion der Anstrengung und Gefahr schüttelten
sie. Sie drückte sich in eine Ecke und wartete.
Storn, Bruder, hilf mir! Du kamst vorher zu mir, hilf mir auch jetzt! Ihr Götter der Berge, was
soll ich tun Sie kauerte sich zusammen und blieb bewegungslos und frierend im Schatten.
Stunden schienen zu vergehen. Endlich begann ihr Gehirn wieder zu arbeiten. Sie konnte
denken.
Als wir Kinder waren, konnten Allira und ich uns wortlos verständigen. Nicht immer, aber
wenn einem von uns Gefahr drohte. Als der Vogel sie angriff und schließlich seine ganze
Sippe ihr den Rückweg abschnitt, da wußte ich es und konnte ihr zu Hilfe eilen. Sie war
damals vierzehn und ich acht. Diese Kraft kann nicht verlorengehen, sonst hätte mich Storn
nicht erreicht. Aber ich muß ruhig bleiben, sonst glaubt sie, ich sei nur ein Teil ihrer eigenen
Angst.
Sie war ungeübt, aber Storn, der Blinde, kannte alle telepathischen Wege. Für seine
Schwestern waren es Träume, Phantasien, Spiele und Tricks gewesen, denn sie verstanden sie
nicht, und es bestand keine Notwendigkeit, diese telepathischen Wege zu gehen.
Nein, darüber nachzudenken, hieß kostbare Zeit verlieren. Sie hob die Hand, um an das
Fenster zu klopfen. Plötzlich sah sie deutlich Brynats Gesicht vor sich, und sie zuckte zurück
und duckte sich wieder in den Schatten. Im nächsten Augenblick schob eine braune Hand den
Vorhang zur Seite, und Brynats Narbengesicht erschien am Fenster und spähte in die
Dunkelheit hinaus.
Eine endlose Minute verging. Dann wandte sich Brynat ab, und das Licht erlosch.
Der dritte Mond ging unter. Melitta zitterte vor Kälte. Dann begann auch noch ein eisiger
Regen zu fallen. Er schreckte sie auf. Sie mußte vor Sonnenaufgang verschwinden und sich
verstecken, und wenn sie jetzt eine Scheibe einschlagen mußte, um Allira aus dem Schlaf zu
scheuchen!
Da sah sie wieder ein dünnes Licht durch die Vorhänge schimmern. Eine schmale Hand
erschien, griff nach dem Riegel und schob ihn zurück. Dann kam Allira in einem langen,
wollenen Hemd und mit zerzaustem Haar an die Tür und schob sie auf. Ihre großen Augen
blickten direkt in die Melittas.
Melitta hob die Hand, aber Allira schrie nicht. Sie legte nur erleichtert die Hand auf das Herz.
 Ich wußte, daß du da bist, Melitta. Wie bist du hierhergekommen? flüsterte sie.
Melitta machte lediglich eine Kopfbewegung.  Keine Zeit jetzt. Brynat...
 Schläft mit einem Auge, wie eine Katze. Hast du eine Waffe?
 Nein, keine, mit der ich ihn lautlos töten könnte. Und dann wären noch immer seine
Männer... Allira zuckte zurück. Sie wußte, daß ihre Schwester auch das überlegt - und
verworfen hatte.
 Den Geheimgang zur alten Felsenstadt. Ist der schon entdeckt?
 Nein. Aber den kennst du nicht. Du würdest dich verirren. Und fändest du den Weg hinaus,
dann würdest du in den Bergen umkommen. Wohin wolltest du gehen?
 Nach Carthon. Ich weiß nicht, wo es liegt. Weißt du es?
 Es ist eine Stadt hinter den Pässen, die früher den Sieben Domänen gehörte. Melitta, wagst
du das wirklich?
 Es ist besser, als hier zu sterben , erwiderte Melitta unumwunden.  Du scheinst es hier
ertragen zu können, obwohl...
 Ich will nicht sterben.
Allira schluchzte, und Melitta fuhr sie an, sich ruhig zu verhalten. Allira hatte keine Schuld,
daß sie so schwach und zart war. Vielleicht war sogar der Schutz, den Brynat ihr gab, besser,
als durch Geheimgänge und Wälder zu irren, Pässe zu überschreiten und in ferne Städte zu
flüchten. Fast beneidete Melitta ihre Schwester um diese weibliche Schwäche, doch nur einen
Augenblick lang.
Im Grunde tat ihr Allira doch leid, denn sie hatte das Schlimmste hinter sich, das ihr zustoßen
konnte. Was hatte sie jetzt noch zu fürchten? Jetzt brauchte sie ihr Leben nicht mehr aufs
Spiel zu setzen.
 Du mußt gehen, solange Brynat schläft , flüsterte Allira.  Und die Posten kommen jede
Nacht und sehen nach, ob ich ihn nicht umgebracht habe. Ein vages Lächeln huschte über ihr
Gesicht, als sie das sagte.
Beide Mädchen schlüpften lautlos hinein. Brynat lag schnarchend in dem großen Bett. Melitta
huschte an ihm vorbei.
Dann waren sie im reichgeschmückten Empfangsraum der Suite.
Um den Kamin standen geschnitzte Truhen und seltsame, ausgestopfte Tiere. Melitta drückte
auf einen Knopf an einem Marmorschwert. Ein Stein glitt zur Seite und gab den Blick frei auf
eine alte Treppe. Melitta drückte Alliras Hand, fand aber kein Abschiedswort, weil ihr
plötzlich die Kehle wie zugeschnürt war. Worte nützten auch nichts. Entweder war sie bald in
Sicherheit - oder tot.
 Die Posten vor meiner Tür glauben, ich sei noch in meinem Zimmer , flüsterte sie noch
Allira zu.  Du hast nichts gehört und nichts gesehen.
Allira drückte ihre Schwester an sich und küßte sie.  Soll ich dir Brynats Messer holen? Er
wird glauben, er habe es verloren, wenn er es nicht bei mir findet.
Melitta nickte. Wenig später kehrte Allira mit einem langen, ungeschützten Messer zurück
und schob es in Melittas Stiefeltasche. Und noch etwas hatte Allira. Es war in ein Stück
Leinen eingewickelt - ein halber Laib Brot, ein Stück Röstfleisch, eine Handvoll klebriger
Süßigkeiten. Lächelnd schob Melitta das Päckchen in ihre weite Manteltasche.  Vielen Dank,
Lira, das wird mir einen Tag oder zwei weiterhelfen. Ich muß jetzt gehen. In drei Stunden ist
es hell... Gib mir deine goldene Kette, wenn du nicht fürchtest, daß Brynat sie vermissen wird.
Ich kann sie verstecken und damit bezahlen.
 Das Amulett hat mich nicht beschützt , antwortete Allira lächelnd und nahm die lange Kette [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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