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andere Erfahrung, die
des
Lebens
unter
den
Menschen.
Man
erstickte da
und dort.
Er
wollte
uberhaupt nicht mehr
leben.
Er wollte nach
Paris gehen
und sterben.
Das
wollte er.
Von Zeit zu
Zeit griff er in seine Tasche und schloss
die Hand um den
kleinen glusernen
Flakon
mit
seinem
Parfum. Das Fluschchen war noch fast
voll.
Fur
den
Auftritt
in
Grasse
hatte
er
bloß
einen
Tropfen
verbraucht. Der Rest wurde genugen, um die
ganze Welt zu bezaubern. Wenn er
wollte,
kunnte
er
sich
in
Paris
nicht
nur
von
Zehn-,
sondern
von
Hunderttausenden
umjubeln lassen;
oder
nach Versailles spazieren, um sich
vom Kunig
die
Fuße kussen zu lassen; dem
Papst
einen
parfumierten
Brief schreiben und sich als der neue Messias offenbaren;
in Notre-Dame vor
Kunigen und Kaisern sich selbst zum Oberkaiser salben, ja sogar zum Gott auf
Erden - falls man sich als Gott uberhaupt noch salbte...
All das
kunnte
er tun, wenn er nur wollte.
Er besaß
die Macht
dazu. Er
hielt sie
in der Hand. Eine Macht, die sturker war als
die Macht
des
Geldes oder
die Macht
des
Terrors
oder
die
Macht
des Todes:
die
unuberwindliche
Macht, den
Menschen
Liebe
einzuflußen.
Nur
eines
konnte diese
Macht
nicht:
sie konnte
ihn
nicht vor
sich selber riechen
machen. Und mochte er auch vor der Welt durch sein Parfum erscheinen als ein
Gott
- wenn er sich selbst nicht riechen konnte und deshalb niemals wusste,
wer
er sei,
so pfiff
er drauf, auf die
Welt, auf
sich
selbst, auf sein
Parfum.
Die Hand, die den Flakon umschlossen hatte, duftete ganz zart, und wenn
er sie
an seine Nase fuhrte und
schnupperte, dann wurde ihm wehmutig,
und
fur
ein paar Sekunden vergaß er zu laufen und blieb
stehen und roch.
Niemand weiß, wie
gut
dies Parfum wirklich
ist,
dachte er. Niemand
weiß,
wie gut es gemacht
ist. Die
andern
sind nur
seiner
Wirkung
untertan, ja, sie wissen nicht
einmal, dass es
ein Parfum ist, das auf sie
wirkt und
sie
bezaubert. Der
einzige, der es
jemals in seiner wirklichen
Schunheit
erkannt
hat, bin ich, weil ich
es
selbst
geschaffen habe. Und
zugleich bin ich
der einzige,
den
es
nicht bezaubern
kann. Ich bin
der
einzige, fur den es sinnlos ist.
Und
ein andermal, da
war er
schon
in Burgund: Als
ich an der Mauer
stand, unterhalb des Gartens, in dem das rothaarige Mudchen spielte, und ihr
Duft zu mir heruberwehte... oder vielmehr das Versprechen
ihres Dufts, denn
ihr sputerer Duft existierte ja noch gar nicht - vielleicht war das, was ich
damals
empfand,
demjenigen
uhnlich,
was
die
Menschen
auf
dem
Cours
empfanden, als ich sie mit meinem Parfum uberschwemmte...? Aber dann verwarf
er den Gedanken:
Nein, es war
etwas anderes. Denn
ich wusste ja, dass ich
den Duft
begehrte,
nicht
das
Mudchen.
Die
Menschen aber glaubten,
sie
begehrten mich, und was sie wirklich begehrten, blieb ihnen ein Geheimnis.
Dann dachte er nichts mehr, denn das Denken war nicht seine Sturke, und
er war auch schon im Orleanais.
Er uberquerte die
Loire bei Sully.
Einen Tag sputer hatte er den Duft
von Paris in der Nase.
Am 25. Juni
1767 betrat
er die Stadt durch die Rue
Saint-Jacques fruhmorgens um sechs.
Es wurde
ein heißer
Tag, der
heißeste
bisher in
diesem
Jahr.
Die
tausendfultigen Geruche und
Gestunke
quollen
wie
aus tausend
aufgeplatzten
Eiterbeulen.
Kein
Wind
regte
sich.
Das
Gemuse
an
den
Marktstunden erschlaffte, eh es Mittag war. Fleisch und Fische verwesten. In
den Gassen stand die verpestete Luft. Selbst der
Fluss schien nicht mehr zu
fließen,
sondern nur noch zu stehen und zu stinken. Es war wie am Tag
von Grenouilles Geburt.
Er
ging
uber den Pont Neuf
ans rechte Ufer, und weiter zu den Hallen
und zum Cimetiere
des Innocents. In den
Arkaden der Gebeinhuuser lungs der
Rue aux Fers ließ er sich
nieder. Das Gelunde
des Friedhofs
lag wie
ein
zerbombtes
Schlachtfeld
vor
ihm,
zerwuhlt,
zerfurcht,
von
Gruben
durchzogen,
von Schudeln
und
Gebeinen
ubersut,
ohne Baum,
Strauch oder
Grashalm, eine Schutthalde des Todes.
Kein lebender Mensch ließ sich blicken. Der Leichengestank war so
schwer,
dass selbst
die Totengruber
sich verzogen hatten. Sie
kamen erst
nach
Sonnenuntergang
wieder,
um
bei Fackellicht bis in die Nacht
hinein
Gruben fur die Toten des nuchsten Tages auszuheben.
Nach Mitternacht erst - die Totengruber waren schon gegangen
- belebte
sich der Ort mit
allem muglichen Gesindel, Dieben, Murdern, Messerstechern,
Huren, Deserteuren,
jugendlichen Desperados.
Ein
kleines Lagerfeuer wurde
angezundet, zum Kochen und damit sich der Gestank verzehre.
Als
Grenouille aus
den
Arkaden
kam und
sich
unter diese
Menschen
mischte, nahmen
sie ihn zunuchst
gar nicht
wahr. Er konnte unbehelligt an
ihr Feuer treten,
als sei
er einer von ihnen.
Das besturkte sie sputer in
der
Meinung,
es musse sich
bei ihm um einen Geist oder
einen
Engel oder
sonst etwas ubernaturliches gehandelt haben.
Denn
ublicherweise reagierten
sie huchst empfindlich auf die Nuhe eines Fremden.
Der kleine
Mann
in
seinem blauen Rock
aber
sei
plutzlich
einfach
dagewesen,
wie aus dem Boden herausgewachsen, mit einem kleinen
Fluschchen
in
der
Hand, das er
entstupselte. Dies war
das
erste,
woran sich
alle
erinnern konnten: dass
da einer stand und ein Fluschchen
entstupselte. Und
dann
habe
er
sich
mit
dem
Inhalt
dieses
Fluschchens
uber
und
uber
besprenkelt und sei mit einem
Mal von Schunheit
ubergussen gewesen wie von
strahlendem Feuer.
Fur einen Moment wichen sie zuruck aus Ehrfurcht
und bassem Erstaunen.
Aber im selben Moment spurten sie schon, dass das Zuruckweichen mehr wie ein
Anlaufnehmen war, dass ihre Ehrfurcht in Begehren umschlug, ihr Erstaunen in
Begeisterung.
Sie
fuhlten sich
zu
diesem
Engelsmenschen hingezogen. Ein
rabiater
Sog ging von ihm
aus, eine
reißende Ebbe,
gegen
die kein
Mensch sich
stemmen konnte, um so
weniger, als sich kein Mensch
gegen sie
hutte
stemmen
wollen,
denn
es
war der
Wille
selbst,
den
diese
Ebbe
unterspulte und in ihre Richtung trieb: hin zu ihm.
Sie hatten einen Kreis um ihn gebildet, zwanzig, dreißig Personen
und zogen diesen Kreis nun enger und enger. Bald fasste
der Kreis sie nicht
mehr
alle,
sie begannen zu drucken,
zu
schieben
und zu drungeln,
jeder
wollte dem Zentrum am nuchsten sein.
Und dann brach mit einem Schlag
die letzte Hemmung in ihnen, der Kreis
in sich
zusammen.
Sie sturzten
sich auf den Engel, fielen uber
ihn
her,
rissen ihn zu Boden. Jeder
wollte ihn beruhren, jeder wollte einen Teil von
ihm haben, ein Federchen,
ein
Flugelchen,
einen Funken seines wunderbaren
Feuers.
Sie
rissen ihm die
Kleider, die
Haare,
die
Haut vom Leibe, sie
zerrupften ihn, sie schlugen ihre Krallen und Zuhne in sein Fleisch, wie die
Hyunen fielen sie uber ihn her.
Aber so ein Menschenkurper
ist ja
zuh und lusst sich nicht so einfach [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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