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beschaeftigen, auch bot die Gegend so manche Reize dar, dass man sich gern darin
teils einzeln, teils zusammen, zu Pferde, zu Wagen oder zu Fusse umsah. Jarno
richtete bei einer solchen Gelegenheit seinen Auftrag an Wilhelmen aus, legte ihm die
Papiere vor, schien aber weiter keine Entschliessung von ihm zu verlangen.
"In diesem hoechst sonderbaren Zustand, in dem ich mich befinde", sagte Wilhelm
darauf, "brauche ich Ihnen nur das zu wiederholen, was ich sogleich anfangs in
Gegenwart Nataliens und gewiss mit einem reinen Herzen gesagt habe: Lothario und
seine Freunde koennen jede Art von Entsagung von mir fordern, ich lege Ihnen hiermit
alle meine Ansprueche an Theresen in die Hand, verschaffen Sie mir dagegen meine
foermliche Entlassung. Oh! es bedarf, mein Freund, keines grossen Bedenkens, mich
zu entschliessen. Schon diese Tage hab ich gefuehlt, dass Therese Muehe hat, nur
einen Schein der Lebhaftigkeit, mit der sie mich zuerst hier begruesste, zu erhalten. Ihre
Neigung ist mir entwendet, oder vielmehr ich habe sie nie besessen."
"Solche Faelle moechten sich wohl besser nach und nach unter Schweigen und
Erwarten aufklaeren", versetzte Jarno, "als durch vieles Reden, wodurch immer eine Art
von Verlegenheit und Gaerung entsteht."
"Ich daechte vielmehr", sagte Wilhelm, "dass gerade dieser Fall der ruhigsten und der
reinsten Entscheidung faehig sei. Man hat mir so oft den Vorwurf des Zauderns und der
Ungewissheit gemacht; warum will man jetzt, da ich entschlossen bin, geradezu einen
Fehler, den man an mir tadelte, gegen mich selbst begehn? Gibt sich die Welt nur
darum soviel Muehe, uns zu bilden, um uns fuehlen zu lassen, dass sie sich nicht bilden
mag? Ja, goennen Sie mir recht bald das heitere Gefuehl, ein Missverhaeltnis
loszuwerden, in das ich mit den reinsten Gesinnungen von der Welt geraten bin."
Ungeachtet dieser Bitte vergingen einige Tage, in denen er nichts von dieser Sache
hoerte, noch auch eine weitere Veraenderung an seinen Freunden bemerkte; die
Unterhaltung war vielmehr bloss allgemein und gleichgueltig.
VIII. Buch, 8. Kapitel
Siebentes Kapitel
Einst sassen Natalie, Jarno und Wilhelm zusammen, und Natalie begann: "Sie sind
nachdenklich, Jarno, ich kann es Ihnen schon einige Zeit abmerken."
"Ich bin es", versetzte der Freund, "und ich sehe ein wichtiges Geschaeft vor mir, das
bei uns schon lange vorbereitet ist und jetzt notwendig angegriffen werden muss. Sie
wissen schon etwas im allgemeinen davon, und ich darf wohl vor unserm jungen
Freunde davon reden, weil es auf ihn ankommen soll, ob er teil daran zu nehmen Lust
hat. Sie werden mich nicht lange mehr sehen, denn ich bin im Begriff, nach Amerika
ueberzuschiffen."
"Nach Amerika?" versetzte Wilhelm laechelnd; "ein solches Abenteuer haette ich nicht
von Ihnen erwartet, noch weniger, dass Sie mich zum Gefaehrten ausersehen
wuerden."
"Wenn Sie unsern Plan ganz kennen", versetzte Jarno, "so werden Sie ihm einen
bessern Namen geben und vielleicht fuer ihn eingenommen werden, Hoeren Sie mich
an! Man darf nur ein wenig mit den Welthaendeln bekannt sein, um zu bemerken, dass
uns grosse Veraenderungen bevorstehn und dass die Besitztuemer beinahe nirgends
mehr recht sicher sind."
"Ich habe keinen deutlichen Begriff von den Welthaendeln", fiel Wilhelm ein, "und habe
mich erst vor kurzem um meine Besitztuemer bekuemmert. Vielleicht haette ich
wohlgetan, sie mir noch laenger aus dem Sinne zu schlagen, da ich bemerken muss,
dass die Sorge fuer ihre Erhaltung so hypochondrisch macht."
"Hoeren Sie mich aus", sagte Jarno; "die Sorge geziemt dem Alter, damit die Jugend
eine Zeitlang sorglos sein koenne. Das Gleichgewicht in den menschlichen Handlungen
kann leider nur durch Gegensaetze hergestellt werden. Es ist gegenwaertig nichts
weniger als raetlich, nur an einem Ort zu besitzen, nur einem Platze sein Geld
anzuvertrauen, und es ist wieder schwer, an vielen Orten Aufsicht darueber zu fuehren;
wir haben uns deswegen etwas anders ausgedacht: aus unserm alten Turm soll eine
Sozietaet ausgehen, die sich in alle Teile der Welt ausbreiten, in die man aus jedem
Teile der Welt eintreten kann. Wir assekurieren uns untereinander unsere Existenz auf
den einzigen Fall, dass eine Staatsrevolution den einen oder den andern von seinen
Besitztuemern voellig vertriebe. Ich gehe nun hinueber nach Amerika, um die guten
Verhaeltnisse zu benutzen, die sich unser Freund bei seinem dortigen Aufenthalt
gemacht hat. Der Abbe will nach Russland gehn, und Sie sollen die Wahl haben, wenn
Sie sich an uns anschliessen wollen, ob Sie Lothario in Deutschland beistehn oder mit
mir gehen wollen. Ich daechte, Sie waehlten das letzte: denn eine grosse Reise zu tun
ist fuer einen jungen Mann aeusserst nuetzlich."
Wilhelm nahm sich zusammen und antwortete: "Der Antrag ist aller ueberlegung wert,
denn mein Wahlspruch wird doch naechstens sein: "Je weiter weg, je besser." Sie
werden mich, hoffe ich, mit Ihrem Plane naeher bekannt machen. Es kann von meiner [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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